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aber ließ die Söhne des Oeobazos todten, und ihre Leichname
blieben zurück.
Dareios ging nun mit seinem Heere, das 700,000 Mann
stark war, über den Bosporus nach Europa und befahl den
Jonern, welche die Flotte von 600 Schiffen führten, bis an
den Jster zu fahren, eine Brücke darüber zu schlagen und
ihn dort zu erwarten. Das Schiffsheer segelte nach dem Jster
und schlug zwei Tagereisen von dem Ausflusse desselben eine
Brücke. Als Dareios mit dem Landheer übergesetzt war
befahl er den Jonern, die Brücke abzubrechen; aber auf den
Rath des Mitplenäers Koös nahm er den Befehl zurück und
ließ die Brücke stehen. Da band er sechszig Knoten in
einen Riemen und sprach zu den Jonern, die er als Wächter
der Brücke zurückließ: ,,Sobald ihr mich gegen die Scythen
abziehen sehet, löset jeden Tag einen Knoten. Und wenn ich
in der Zeit nicht wieder da bin, sondern euch die Tage der
Knoten vergangen sind, so fahret heim in euer Vaterland;
bis dahin aber bewachet die Schiffbrücke und wendet zu ihrer
Vertheidigung und Bewachung allen Eifer an. Wenn ihr
das thut, werde ich es euch großen Dank wissen.
Inzwischen hatten die Scythen die benachbarten Völker
um Hülfe gebeten, die ihnen aber nur von drei Völkerschaften
zu Theil geworden war. Sie vermieden jedes Treffen gegen
die Perser und zogen, alles Land vor den heranrückenden
Feinden verheerend, bis über die Grenze, ihres Landes und
lockten die Feinde, die mit beständiger Noth kämpfend ihnen
folgten, in eine Wüste, von wo sie sich plötzlich nach Westen
wandten. Dareios schickte zu einem ihrer Könige, Jdanthyrsos,
Boten und ließ ihn auffordern, sich entweder zum offenen
Kampfe zu stellen, oder Erde und Wasser als Zeichen der
Unterwerfung zu geben. Der Scythe that keins von beiden
und schickte einen Vogel, einen Frosch, eine Maus und fünf
Pfeile, ohne weitere Antwort. Dareios deutete diese Zeichen
auf Unterwerfung, der Perser Gobryas aber erklärte sie so:
„Wenn ihr nicht Vögel werdet und in die Luft flieget, ihr
Perser, oder Bläuse und in die Erde euch verkriechet, oder
Frösche und in die Sümpfe springet, so werdet ihr durch diese
Geschosse erlegt werden."
Als bald darauf das ganze Scythenhcer zum Vorschein
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7
Eurystheus trug nun dem Helden aus, die der Artemis
(Diana) geweihte Hindin lebendig zu fangen. Sie hatte
eherne Füße und goldene Hörner und lief so schnell, daß kaum
ein Pfeil sie einholte. Ein ganzes Jahr verfolgte sie der
Göttersohn, bis sie ermüdet niedersank. Da nahm er sie auf
seinen Arm und kehrte heim.
Das vierte Mal schickte ihn Eurystheus nach einem Eber,
der am Berge Erymanthos große Verheerungen angerichtet
hatte. Diesen Eber faßte er bei den Ohren und Hinterbeinen,
trug ihn lebendig auf der Schulter nach Mycenä und setzte
ihn vor den erschrockenen König nieder.
Darauf ward ihm befohlen, nach Elis zum König Au-
gias zu gehen und dessen Rinderstall zu reinigen. Dieser
Stall hatte bisher dreitausend Rinder beherbergt, war aber
nicht mehr Zu gebrauchen, weil der Dünger die Thüren ver-
sperrte. Diese Aufgabe zu lösen, schien mehrere Jahre zu
fordern. Aber Herakles grub zwei Flüsse, den Alpheos und
Peneos, ab und leitete sie in den Stall. So spülten die
Fluchen den Unrath an einem Tage weg.
Nun gab ihm Eurystheus auf, die stymphalischen Vögel
zu vertilgen. Es waren ungeheure Raubvögel mit ehernen
Flügeln und Schnäbeln, die schaarenweise um den See Stym-
phalis in Arkadien schwärmten, Menschen und Vieh mit sich
in die Luft nahmen und auf den Felsen verzehrten. Herakles
scheuchte sie mit einer großen Klapper aus dem Walde, der
sie verbarg, und tödtete sie alle mit Keulenwürfen.
Um diese Zeit setzte ein wilder Stier ganz Kreta in
Schrecken. Minos der Jüngere, der damals die Insel be-
herrschte, hatte ihn vom Meergotte Poseidon zum Geschenk
erhalten. Als er aber nachher dem Meerbeherrscher zu opfern
versäumte, machte dieser den Stier wüthend, daß er auf der
Insel umherrannte und viel Unheil anrichtete. Als Eury-
stheus davon Kunde erhielt, sandte er den Herakles nach Kreta,
daß er ihm den Stier bringe. Dieser bemächtigte sich des
Thieres lebendig und brachte cs nach Mycenä: aber Eurystheus
ließ die Bestie wieder los und nun verheerte sie die Gegenden.
In Thracien regierte damals Diomedes, dessen Rosse
durch ihre Größe und Stärke weit und breit berühmt waren.
Sie waren aber so stark, weil sie mit Menschenfleisch gefüttert
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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81
legte sich am dritten Tage der Orkan, und Odysseus, von
den Wellen getragen, trieb ruhig dem Gestade von Scheria
zu. Doch hier erwarteten ihn neue Gefahren: das Gestade
war voll Klippen und Felsenhöhen, und die Landung hier
unmöglich. Die Fluth trieb ihn wider die Klippen, und seine
Gebeine wären zerschellt worden, wenn nicht Odysseus schnell
die Klippe umfaßt hätte, bis die Woge vorbei war, dann
aber schleuderte ihn die vom Ufer zurückprallende Woge in
das Meer zurück. Seine Hände waren geschunden, sein Körper
hing voll von Kieselgestein, und noch jetzt wäre er verloren
gewesen, hätte er nicht, mühsam um die Insel schwimmend,
die Mündung eines Stromes entdeckt, wo ihm endlich die
Landung gelang. Nun warf er den Schleier der Göttin ins
Meer zurück, und häufte mit den Händen in einem dichten
Gebüsch ein Lager von Blättern auf, auf dem er kraftlos
und ohnmächtig von den Gefahren und Anstrengungen in
tiefen Schlaf sank.
Auf der Insel Scheria, wo Odysseus gelandet war,
herrschten zwölf Könige, über ihnen aber waltete als Ober-
könig der Held A l k i n o o s. Am Morgen nach Odysseus
Ankunft fuhr des Königs Tochter Nausikaa auf einem mit
Maulthieren bespannten Wagen, begleitet von ihren Gespielinnen,
nach dem Ufer des Meeres, um die schmutzig gewordenen Ge-
wänder und Leibröcke ihrer Brüder und ihre eigenen zu
waschen. Als die Mädchen die Wäsche in Gruben mit den
Füßen gestampft und zum Trocknen auf den Sand am Ufer
ausgebreitet hatten, erfrischten sie sich durch ein Bad und
salbten sich mit glänzendem Oel. Nun verzehrten sie die mit-
genommene Kost und begannen Ball zu spielen, und die
muntere Nausikaa warf, als die Mädchen schon im Begriff
waren, nach Hause zu gehen, auf Athene's Antrieb, den Ball
nach einer der Gespielinnen. Sie verfehlte jedoch das Mädchen,
der Ball fiel plätschernd in das Wasser, und von dem Ge-
räusch und dem Geschrei der Mädchen erwachte der im Gebüsche
schlummernde Odysseus. Jetzt trat er nackt, von Schlamm,
Meergras und Blättern verunstaltet, hervor. Die Mädchen
flohen bei dem Anblick der fremden Gestalt entsetzt von
Stacke, Griech. Geschichte. 18. Ausl. 6
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102
brennenden Fackeln und nahmen ihn lebendig gefangen. Doch
Archidamia, die Priesterin, ließ ihn frei und gab vor, er habe
die Stricke durchbrannt und sei entronnen. Aristomenes aber
rettete sich noch in derselben Nacht nach Messenien.
Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier
bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere
Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten
Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und
zog sich gleich im Anfange der Schlacht mit den Seinen zurück,
wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die
Lacedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen
und eine große Menge der Messenier erschlugen.
Nach diesem Tressen sammelte Aristomenes die Reste der
tnrf Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfestung Eira,
die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert
wurde. Von hieraus unternahin Aristomenes Streifzüge bis
in das Innere des Lakonischen Landes: aus einem solchem
Zuge stieß er einst auf eine starke Abtheilung der Lacedä-
monier. Er vertheidigte sich, erhielt mehrere Wunden, ein
Stein traf ihn an den Kopf, es verdunkelten sich ihm die
Augen, er fiel; haufenweise liefen die Lacedämonier hinzu und
nahmen ihn lebendig gefangen. Es wurden aber auch fünfzig
seiner Gefährten gefangen genommen; diese alle beschlossenste
imjm die sogenannten Käaden, eine Grube, worein man Misse-
thäter warf, zu stürzen. Die übrigen Messenier nun, die
hineinfielen, kamen sogleich um, den Aristomenes aber soll ein
Adler, der unter ihm geflogen, aus seinen Flügeln gehalten und
unverletzt und ohne irgend eine Wunde aus den Boden hinab-
gebracht haben. Als er auf den Grund des Schlundes ge-
kommen war, legte er sich nieder, zog das Gewand über das Ge-
sicht, und erwartete den Tod, den er für unvermeidlich hielt. Am
dritten Tage darauf hörte er ein Geräusch, er enthüllte sein Ge-
sicht und erblickte einen Fuchs, der an den Leichnamen fraß.
In der Voraussetzung, daß das Thier irgend woher einen
Eingang habe, wartete er es ab, bis der Fuchs sich ihm näherte.
Als er ihm nahe gekommen war, ergriff er ihn, mit der andern
Hand aber hielt er ihm, so oft er sich gegen ihn wendete,
das Gewand vor und ließ ihn hineinbeißen. Den größten
Theil lief er mit dem laufenden Fuchse; an Stellen, wo schwer
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137
lich überfallen, daß sie die Flucht ergriffen und das Lager
Preisgaben. Dieser Sieg verschaffte dem Spartacus bedeuten-
den Zuwachs.
Ein andermal hatte ihn der römische Prätvr schon ein-
geschlossen, so daß er entweder sich ergeben oder vor Hunger
umkommen mußte. Da ließ er Nachts vor dem Lager Leich-
name, die an Pfähle gebunden waren und Waffen in den
Händen hielten, in gehörigen Zwischenräumen aufstellcn; alle
Wachtfeuer brannten; ein Trompeter blies dann und wann;
dies Alles, damit die Römer das Lager fortwährend besetzt
halten sollten. Inzwischen entwischte Spartacus mit seinem
ganzen Heer an einer, wenig bewachten Stelle.
So schlug er drei Prätoren und zwei Consuln. Da er
jedoch fühlte, daß er seine auf 70,000 Mann angeschwollene
Masse wilder Gallier, Thracier und Germanen nicht lange fyrjtf1
werde Zusammenhalten können, so suchte er nach Oberitalien
zu dringen, um sie von da über die Alpen in ihre Heimath
zu entlassen. Allein das Raubleben in Italien gefiel den Mei-
sten, und ein Unterbefehlshaber des Spartacus, Namens Cri-
xus, trennte sich mit 30,000 Galliern von ihm, erlitt aber
bald eine völlige Niederlage. Spartacus selbst, dessen Heer
zu 120,000 Mann angewachsen war, wollte aus Italien ab-
ziehen, allein seine Leute verlangten gegen Rom geführt zu
werden.
Hier wurde der durch seinen Rcichthum bekannte Licinius
Crassus zum Feldherrn gegen Spartacus ernannt. Er stellte
zuerst die verfallene Kriegszucht wieder her, ließ in zwei Legio-
nen seines Unterfeldherrn den zehnten Mann zur Strafe für
ihre schimpfliche Flucht hinrichten, und schloß dann den Feind
durch einen 6—8 Meilen langen Wall-Graben ein. Sparta-
cus durchbrach den Wall und ward dann von Crassus zur
Schlacht am Silarus in Lucanien (71 v. Ehr.) genöthigt.
Er kämpfte wie ein Lowe: er hatte sein Pferd selbst erstochen,
um ohne Hoffnung auf Entrinnen das Aeußerste wagen zu
können. Er stürzte sich in den Feind und suchte den Crassus
auf, jedoch vergebens; dagegen sanken viele Andere unter sei-
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Extrahierte Personennamen: Spartacus Spartacus
Extrahierte Ortsnamen: Oberitalien Italien Italien Rom Silarus Lucanien_(
h -o n '¡¿y.
■«¿V'v'vv *tm
— 168 —
J<U
unerwartet unter sie und fragte sie mit fester Stimme, was
sie wollten. Außer Fassung gebracht, verlangten sie ihre Ent-
lassung. „Ihr sollt sie haben," antwortete er, „und auch die
Belohnungen werde ich euch geben, wenn ich an der Spitze
anderer Legionen gesiegt haben werde." Hiermit überließ er die
Bestürzten dem quälenden Gedanken, den Ruhm neuer Siege
Anderen einräumen zu müssen, und ging von ihnen. Doch
noch einmal wandte er sich an sie mit der Anrede: „Bürger!"
Da riefen Alle, sie seien keine Bürger, sondern Soldaten, und
baten ihn, sie nach Africa zu führen. ....ju
In Africa bestand die Macht der Pompejancr aus 10
Legionen und 20,000 Africanischcn Reitern, und 120 Elephan-
ten; dazu kamen noch die Hülfstruppen des mit ihnen ver-
bundenen Königs Iuba von Numidien. Dieser furchtbaren
Macht konnte Cäsar nur 6 Legionen und 2000 Reiter gegen-
über stellen, mit denen er noch im Jahre 47 v. Ehr. von
Sicilien aus unter Segel ging, um seine Feinde, die ihn in
der ungünstigen Jahreszeit nicht erwarteten, zu überraschen.
Die Herbststürme jedoch zerstreuten seine Flotte, und er erreichte
nur niit 3000 Mann zu Fuß und 150 Reitern die Africani-
sche Küste. Als er in der Nähe von Adrumctum landete, siel
er dabei zur Erde, aber mit gewohnter Geistesgegenwart rief
er aus: „Ich halte dich, Africa!" und verwandelte dadurch die
schlimme Vorbedeutung, die seine Soldaten leicht in diesem
Zufall hätten sehen können, in eine gute. Bald auch fand
sich die ganze Flotte wieder bei ihm ein, so daß er im An-
fang des Jahres 46 v. Ehr. mit 16,000 Mann einen Streif-
zug in's Innere vornehmen konnte. Plötzlich aber wurde er
von Labienus und Petrejus mit einer solchen Uebermacht an-
gegriffen, daß er nur durch einen kunstvollen Rückzug einer
völligen Niederlage entging. Nicht lange darauf aber brachte
es Cäsar durch geschickte Bewegungen zu der entscheidenden
Schlacht bei Phapsus (46 v. Ehr.), welche mit der gänzlichen
Vernichtung des Pompejanischen Heeres endigte.
Unter den Häuptern der Pompejanischen Partei nahm der
edle Cato, ein Urenkel jenes Cato, der für die Zerstörung
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210
Gott gedroht war: ..Werdet ihr mir aber nicht gehorchen und
mir entgegen wandeln, so will ich auch euch im Grimm ent-
gegen wandeln, und will euch strafen um eure Sünde, daß
ihr sollt eurer Söhne und Töchter Fleisch fressen."
Mit dem Hunger wütheten Seuchen um die Wette; die
Leichen wurden zu Hunderttausenden über die Mauern gewor-
fen. Nachdem die Römer die äußeren Mauern erstürmt hatten,
richtete sich ihre ganze Macht gegen den Tempel, dennoch wollte
der Hanfe, der sich dort verschanzt hatte, sich noch immer nicht
ergeben. Titus wünschte sehnlichst, dies Prachtgebäude zu er-
halten, aber umsonst. Die Juden glaubten, ihr Tempel könne
gar nicht erobert werden, Gott selber müsse ihn beschützen;
da warfen endlich die römischen Soldaten Feuer hinein, und
so ward der Tempel zum Aschenhaufen. Es folgte ein allge-
meines Blutbad, wobei weder Alter, noch Geschlecht, noch
Stand verschont ward. Tausende fanden ihren Tod in den
Flammen, oder durch Herabstürzung von den Mauern. Die
obere Stadt ward erst mehrere Wochen nachher eingenommen,
worauf Titus Alles, was von Gebäuden noch stand, vollends
der Erde gleich machen ließ. Mehr als eine Million Juden
sollen in diesem Vernichtungskriege ums Leben gekommen sein.
Als Titus seinen Einzug in die in rauchenden Trümmern da-
liegende Stadt hielt, brach er in die Worte aus: „Wahrhaftig,
mit Gott haben wir gesiegt! Gott hat die Juden aus diesen
Bollwerken vertrieben: Denn was vermöchten Menschenhände
und Brechwerkzcuge gegen solche Steinmassen?"
Also ward das Wort Christi über Jerusalem erfüllt
<Luc. 19, 44): „Sie werden dich schleifen und keinen Stein
auf dem andern lassen."
Noch zwei Jahre währten die Todeszuckungen des zertre-
tenen Volkes, und erst im Jahre 72 n. Ehr. war die Erobe-
nmg Judäa's vollendet. Von nun an hörte die Selbstständig-
keit des jüdischen Volkes auf, und cs begann seine Zerstreuung
in alle Welt und unter alle Völker.
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verheerend, bis über die Grenze ihres Landes und lockten die
Feinde, die mit beständiger Noth kämpfend ihnen folgten, in
eine Wüste, von wo sie sich plötzlich nach Westen wandten.
Dareios schickte zu einem ihrer Könige, Jdanthyrsos, Boten und
ließ ihn auffordern, sich entweder zum offenen Kampfe zu stellen,
oder Erde und Wasser als Zeichen der Unterwerfung zu geben.
Der Scythe that kcins von beiden und schickte einen Vogel,
einen Frosch, eine Maus und fünf Pfeile, ohne weitere Antwort.
Dareios deutete diese Zeichen auf Unterwerfung, der Perser Go-
bryas aber erklärte sie so: „Wenn ihr nicht Vögel werdet und
in die Luft flieget, ihr Perser, oder Mäuse und in die Erde
euch verkriechet, oder Frösche und in die Sümpfe springet, so
werdet ihr durch diese Geschosse erlegt werden."
Als bald darauf das ganze Scythenheer zum Vorschein
kam und sich in Schlachtordnung stellte, trat Dareios mit An-
bruch der Nacht den Rückzug an und ließ die Kranken und
Schwachen im Lager zurück. Vor seiner Ankunft am Jster er-
schienen aber die Scythischen Reiter an der Brücke und forderten
die Wächter auf, die Brücke abzubrechen, da ja die sechzig Tage
verflossen wären. Der Athener Miltiades, einer von den
Wächtern der Brücke, ricth, den Scythen zu folgen, damit durch
den Untergang des Reichs die Ioner befreit würden; aber Hi-
stiäos von Milet widersprach und bewies den übrigen, daß
ihre Herrschaft sich auf die des Dareios stütze, und diese also
erhalten werden müsse. So blieb die Brücke stehen, und der
König, ohne auf seinem Rückzug von den Skythen gestört zu
werden, gelangte glücklich mit seinem Heere über den Jster. Von
Thrakien aus reiste er nach Sardes, doch ließ er einen Feld-
herrn zurück, der ihm Thrakien eroberte und den Makedonischen
König zur Unterwerfung zwang.
Dareios belohnte die Treue des Histiäos dadurch, daß er
ihm die Herrschaft Myrkinos am Strymon schenkte, wo jener
sich eine Stadt baute. Bald aber wurde der König aufmerksam
gemacht, daß die neue Gründung des Histiäos seiner eigenen
Herrschaft gefährlich werden könnte, und er berief ihn nach Susa,
wo er ihn unter dem Namen eines Freundes und Rathgebers
bei sich behielt.
Stacke, Griech. Geschichte. 1, A»fl.
9
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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3
bis sie ermüdet niedersank. Da nahm er sie auf seinen Arm
und kehrte heim.
Das vierte Mal schickte ihn Eurystheus nach einem Eber,
der am Berge Erymanthos große Verheerungen angerichtet hatte.
Diesen Eber faßte er bei den Ohren und Hinterbeinen, trug ihn
lebendig aus der Schulter nach Mycenä und setzte ihn vor den
erschrockenen König nieder.
Darauf ward ihm befohlen, nach Elis zum König Augias
zu gehen und dessen Rinderstall zu reinigen. Dieser Stall hatte
bisher dreitausend Rinder beherbergt, war aber nicht mehr zu
brauchen, weil der Dünger die Thüren versperrte. Diese Auf-
gabe zu lösen, schien mehrere Jahre zu fordern. Aber Herakles
grub zwei Flüsse, den Alpheos und Peneos, ab und leitete sic
in den Stall. So spülten die Fluchen den Unrath an einem
Tage weg.
Run gab ihm Eurystheus aus, die stymphalischen Vögel
zu vertilgen. Es waren ungeheure Raubvögel mit ehernen
Flügeln und Schnäbeln, die schaarenwcise um den See Stym-
phalis in Arkadien schwärmten, Menschen und Vieh mit sich in
die Luft nahmen und auf den Felsen verzehrten. Herakles scheuchte
sie mit einer großen Klapper aus dem Walde, der sie verbarg,
und tödtete sie alle mit Keulenwürfen.
Um diese Zeit setzte ein wilder Stier ganz Kreta in Schrecken.
Minos der Jüngere, der damals die Insel beherrschte, hatte
ihn vom Meergotte Poseidon zum Geschenk erhalten. Als er
aber nachher dem Meerbeherrscher zu opfern versäumte, machte
dieser den Stier wüthend, daß er auf der Insel umherrannte
und viel Unheil anrichtete. Als Eurystheus davon Kunde erhielt,
sandte er den Herakles nach Kreta, daß er ihm den Stier
bringe. Dieser bemächtigte sich des Thieres lebendig und brachte
es nach Mycenä; aber Eurystheus ließ die Bestie wieder los
und nun verheerte sie die Gegenden Attika's.
In Thracicn regierte damals Diomedes, dessen Rosse
durch ihre Größe und Stärke weit und breit berühmt waren.
Sie waren aber so stark, weil sie mit Menschcnfleisch gefüttert
wurden, wozu man Sclaven und Fremdlinge nahm. Deshalb
wagte sich Niemand nach Thracien, aus Furcht, den Pferden
vorgeworfen zu werden. Eurystheus befahl dem Herakles, diese
Pferde zu holen. Der Held zog nach Thracien, tödtete die Führer
1»
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
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zurückkehrtc, die Weiber Bänder und Blumen der Jahreszeit zu
und sangen dazu die Versen
„Sparta's Schaaren verfolgt' Aristomenes bis in die Mitte
Von Stenykleros'*) Gefild und bis zum hohen Gebirg."
Seinen Schild fand Aristomenes bald darauf wieder und
überfiel sogleich mit einer auserlesenen Schaar zwei Spartanische
Städte, wobei er beträchtliche Beute wegführte.
Einst erfuhr er, daß zu Aegila, einem Orte in Lakonicn,
wo der Demeter (Ceres) ein Heiligthum gestiftet war, die Frauen
ein Fest feierten. Aristomenes brach mit seinen Gefährten aus
und suchte sic zu rauben. Allein die Weiber setzten sich zur
Wehr: die meisten Messenier wurden mit den Messern, womit
die Frauen die Opferthiere schlachteten, und mit den Spießen,
woran sie das Fleisch steckten, um es zu braten, verwundet:
auf Aristomenes aber schlugen sie mit brennenden Fackeln und
nahmen ihn lebendig gefangen. Doch Archidamia, die Priesterin,
ließ ihn frei und gab vor, er habe die Stricke durchbrannt und
sei entronnen. Aristomenes aber rettete sich noch in derselben
Nacht nach Messenien.
Doch im dritten Jahre des Krieges erlitten die Messenier
bei Megaletaphros, d. h. beim großen Graben, eine schwere
Niederlage. Aristokrates, König der mit ihnen verbündeten
Arkadier, war von den Lacedämoniern bestochen worden, und
zog sich gleich im Anfänge der Schlacht mit den Seinen zurück,
wodurch die Messenier so in Verwirrung geriethen, daß die
Laeedämonier ohne Mühe einen leichten Sieg davontrugen und
eine große Menge der Messenier erschlugen.
Nach diesem Treffen sammelte Aristomenes die Reste der
Messenier und zog sich mit ihnen nach der Bergfcstung Eira,
die nun von den Lacedämoniern elf Jahre lang belagert wurde.
Von hier aus unternahm Aristomenes Streifzüge bis in das
Innere des Lakonischen Landes: auf einem solchen Zuge stieß er
einst auf eine starke Abtheilung der Laeedämonier. Er vcrthei-
digte sich, erhielt mehrere Wunden, ein Stein traf ihn an den
Kopf, es verdunkelten sich ihm die Augen, er siel; haufenweise
liefen die Laeedämonier hinzu und nahmen ihn lebendig gefan-
gen. Es wurden aber auch fünfzig seiner Gefährten gefangen
*) Stenykleros hieß der Ort, wo sich das Denknral des Ebers
befand.
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